Ausgangslage
Die Reussdelta-Ebene hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Im 19. Jahrhundert wurde die Reuss begradigt. Anfangs des 20. Jahrhundert verschwindet unter anderem aufgrund des intensiven Kiesabbaus der breite Schilfgürtel. Die Wellen schlagen ans Ufer und fressen sich 300m landeinwärts. Die Urner Bevölkerung beschliesst 1985 das 'Reussdelta-Gesetz’. Ab 2001-2008 wird mit der Schüttung von Ausbruchmaterial aus Tunnelprojekten begonnen. Daraus ergeben sich vor dem Südufer des Urnersees zahlreiche aufgeschüttete Inseln. Zwischen Inseln und Seeufer entstehen Gebiete von geringer Wassertiefe (Flachwassergebiete). Eine übergreifende Planung setzt sich zum Ziel, sich mit den geschütteten Inseln wieder der Uferlinie des 19. Jh anzunähern.
Im Reussdeltagebiet treffen vielfältige Nutzungen und Ansprüche aufeinander: Naturschutz, Kiesabbau, Landwirtschaft, Naherholung, Tourismus, Schifffahrt und Verkehrswege (Autobahn A2).
Motivation
Obwohl das Gebiet bereits viel im Fokus von langjährigen Landschaftsplanungen war, vermutet die Projektgruppe, dass es unter Wasser noch viel Aufwertungspotential gibt. Sie wagt sich deshalb mit kleinsten Mitteln ins Naturschutzgebiet, um die Sache näher zu untersuchen.
Projektziel
In der durch die Seeschüttung entstandenen Flachwasserzone soll langfristig ein funktionierender natürlicher Lebensraum unter Wasser entstehen. Insbesondere sollen Rückzugsmöglichkeiten (Schutz vor Fressfeinden, Schatten) und Laichplätze für Hecht und Egli gefördert werden.
Mehrwert
Idealerweise nutzen Involvierte und Interessierte den erarbeiteten Massnahmenkatalog und die gemachten Erfahrungen der Projektgruppe bei der laufenden Landschaftspflege oder bei künftigen Landschaftsplanungen und Schüttungen als Argumentationsbasis und Inspiration. Alle diese Massnahmen beschleunigen den Aufbau eines für die Fischgattungen Hecht und Egli wertvollen Lebensraumes.
Das im Wasser realisierte Versuchsbeispiel - Initialbepflanzung in Schwemmholzrahmen mit vorgelagertem Flechtzaun - eignet sich zur kostengünstigen Vervielfältigung mit dem Ziel, die spärlich vorkommenden Schilfbestände als Laichhabitat für den Hecht zu erweitern.
Projektablauf
Mit einer Hintergrundrecherche zum Reussdelta-Gebiet versucht die Projektgruppe die ökologische und geographische Situation zu verstehen. Weiter wird innerhalb des kleinräumig definierten Projektperimeters zwischen der Neptuninsel und dem Festland der Ist-Zustand untersucht. Die Projektgruppe bewertet diesen anhand der Lebensraumbedürfnisse von Hecht und Egli. Aus diesem Soll-Ist-Vergleich entwickelt sie Ideen für geeignete Aufwertungsmassnahmen und hält diese in einem Massnahmenkatalog für den Auftraggeber fest. Im Wasser zeigt sie anhand eines praktisch
umgesetzten Versuchsbeispiels die einfache Machbarkeit.
Auftraggeber
Kantonsverwaltung Uri Amt für Umwelt, Abteilung Wasser und Fischerei
Projektgruppe
Aldo Schmid, Andreas Steiner, Beat Kälin und Martsen Zgraggen
Externer Berater
Jens-Peter Schäfer
Habitatsaufwertung für Hecht und Egli