Projekte der Lehrgangsteilnehmenden

Lehrgang Projektmanagement Natur und Umwelt

Ein grüner Wandel: Der Gemeindegarten von Steffisburg erstrahlt in neuem Glanz


Das Gemeindehaus Steffisburg verbirgt ein verstecktes Juwel – einen bisher ungenutzten, aber intensiv gepflegten 500 m² grosen Gemeindegarten auf dem Dach einer Einstellhalle. Bisher wurde dieser Platz grösstenteils als gewöhnlicher Rasen gehalten, mit einem unscheinbaren Sitzplatz für das Personal. Doch Veränderung liegt in der Luft. 


Seit Jahren äussert das Gemeindepersonal den Wunsch nach mehr Platz und einer angenehmeren Umgebung. In den letzten Jahren rückte die Gemeinde vermehrt das Thema Biodiversität ins Rampenlicht, wodurch der Fokus auf diesen vernachlässigten Garten geriet. Die bisherige intensive Pflege durch regelmässiges Mähen, Düngen und Bewässern stand zunehmend zur Debatte. Doch man erkannte das ungenutzte Potenzial dieser Fläche: Sie könnte nicht nur mehr Biodiversität bieten, sondern auch als ansprechender Aufenthaltsbereich dienen und somit als Vorzeigeobjekt für die Sensibilisierung der Bevölkerung fungieren. 


Die Projektgruppe formulierte folgendes Oberziel: Der Garten sollte nicht nur ein Ort der Erholung für das Gemeindepersonal sein, sondern auch als naturnaher Lebensraum für Fauna und Flora dienen, und gleichzeitig als Mittel zur Sensibilisierung für mehr Biodiversität im Siedlungsraum. 


Die Projektgruppe entwickelte in Zusammenarbeit mit Fachleuten ein Gestaltungskonzept und setze dieses um. Die Umgestaltung war umfassend: Blumenwiesen, Ruderalflächen mit Totholzelementen, Ast- und Steinhaufen, eine Trockenmauer mit Sandhaufen, eine Wildhecke, ein Wildobstgarten, eine Wildstaudenrabatte sowie Vogel- und Fledermaushöhlen wurden geschaffen – neue Lebensräume für die lokale Fauna. Gleichzeitig entstand ein attraktiverer Aufenthaltsbereich mit zusätzlichen Sitzgelegenheiten für die Gemeindemitarbeitenden. 


Um das Anlagewartungsteam in die Pflege dieser neuen Strukturen einzuführen, wurde ein Pflegeplan erstellt. Dieser beinhaltete detaillierte Beschreibungen der neuen Strukturen und klare Anleitungen für ihre Pflege. 


Die Umgestaltung dieser Fläche bietet einen enormen Mehrwert: Die Vielfalt von sehr sonnigen bis schattigen Plätzen ermöglicht die Schaffung verschiedener Lebensräume für Flora und Fauna. Der Garten dient nicht nur als Lehrstück für eine nachhaltige Gestaltung von Außenbereichen, sondern auch als Mittel zur Sensibilisierung von Personal und Bevölkerung für die Förderung der Biodiversität. Die Gemeindemitarbeiter profitieren von einem erweiterten, angenehmen Raum für ihre Pausen, was ihre Zufriedenheit fördert. Der Gemeindegarten von Steffisburg ist nun nicht mehr nur eine ungenutzte Fläche, sondern ein Ort des Lebens, der Natur und des Lernens. Die Umgestaltung dieser vernachlässigten Fläche steht symbolisch für einen Wandel hin zu einer harmonischeren und nachhaltigeren urbanen Umgebung.

Der Gemeindegarten vor der Umsetzung (Foto: Elisabeth Kopp)



Trockenmauer (Foto: Elisabeth Kopp)



Ruderalfläche mit Totholz (Foto: Elisabeth Kopp)



Der Gemeindegarten nach der Umsetzung (Foto: Elisa-beth Kopp)


Auftraggeberin war die Gemeinde Steffisburg.  

Projektteam: Barbara Van Holm, Thomas Eberhard und Elisabeth Kopp

Kontakt elisabeth.kopp@steffisburg.ch.  

Stromtrassen und Natur: Ein Pilotprojekt für Biodiversität unter den Leitungen 



Stromtrassen sind oft mehr als nur metallene Strukturen am Himmel – sie durchschneiden nicht nur Landschaften, sondern auch private Grundstücke und Gemeinden. Die Landbesitzenden und Gemeinden, auf deren Grund die Stromtrassen errichtet werden, sind häufig von den Auswirkungen betroffen. Um den zusätzlichen Aufwand und die entstehenden Kosten zu regeln, werden u.a. mit Swissgrid AG Pflegevereinbarungen und Entschädigungen durch Dienstbarkeitsverträge geregelt. Doch kann man unter Stromleitungen tatsächlich Raum für Natur schaffen? 


Ein innovatives Pilotprojekt in Vauffelin, Kanton Bern, setzte genau hier an. Das Projekt zielte darauf ab, die Biodiversität unter Stromleitungen zu fördern und gleichzeitig eine gute Zusammenarbeit zwischen den Bodenbesitzern und Swissgrid AG aufzuzeigen. Denn hinter den Stromtrassen kann eine blühende Vielfalt an Flora und Fauna entstehen. 


Das Projektteam erstellte einen Massnahmenkatalog, der Forstverantwortlichen und Bodenbesitzern konkrete Anleitungen gibt, wie sie die Biodiversität aktiv fördern können. Massnahmen wie gestufte Waldränder, lichte Wälder, Waldweiden sowie Totholz- und Steinhaufen sollen die Biodiversität verbessern. In Vauffelin, dem Austragungsort dieses Pilotprojekts, wurde durch gezielte Massnahmen wie Holzschlag und Entbuschung ein Korridor zwischen verschiedenen Trockenwiesen geschaffen. Dieser Korridor soll als Verbindungsglied zwischen den Lebensräumen dienen. 


Das Besondere an diesem Projekt? Es soll als Vorbild dienen. Es zeigt auf, dass eine gute Kooperation zwischen Swissgrid, den Bodenbesitzenden und weiteren involvierten Parteien möglich ist, um die Biodiversität nicht nur neben, sondern auch unter den Freileitungen zu erhalten. So sollen die Stromtrassen harmonisch in das natürliche Landschaftsbild eingebunden werden können. 


Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die Kosten und der Aufwand für die Instandhaltung sollen nach der Umsetzung des Projekts gut kalkulierbar und möglichst niedrig gehalten werden. Hierfür dient ein grobes Pflegekonzept, das die Nachpflege im Projektgebiet plant und strukturiert. 


Der eigentliche Mehrwert dieses Vorhabens liegt jedoch tiefer. Es geht darum, alle Beteiligten über die Bedeutung der ökologischen Vielfalt zu informieren und zu sensibilisieren. Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Landbesitzenden, Behörden, Expert_innen und Organisationen wie Pro Natura ist von zentraler Bedeutung, um gezielt die Bepflanzung und Pflege von Flächen zu steuern – alles im Dienste der Förderung der Biodiversität.

Auftraggeberin: Swissgrid AG 
Projektteam: Gaëtan Grossrieder, Maggie Rupf, Jan Pistorius, Nicole Burgunder
Kontakt: hhofmann@sanu.ch


Das Reussdelta-Projekt: Eine neue Vision für Wasserlebensräume  


(Foto Projektteam)

Die Reussdelta-Ebene – eine Landschaft mit einer bewegten Vergangenheit. Im 19. Jahrhundert wurde die Reuss begradigt, im 20. Jahrhundert verschwand der breite Schilfgürtel aufgrund intensiven Kiesabbaus. Das Wellenschlagen frass sich in die Ufer, und erst 1985 beschloss die Urner Bevölkerung das 'Reussdelta-Gesetz'. Seit 2001-2008 wird mit der Schüttung von Ausbruchmaterial aus Tunnelprojekten begonnen, was zur Entstehung zahlreicher aufgeschütteter Inseln führte. Zwischen diesen Inseln und dem Seeufer entstanden Flachwassergebiete.  


Das übergeordnete Ziel der Projektarbeit war, in diesen Flachwasserzonen einen langfristigen, funktionalen Lebensraum unter Wasser zu gestalten. Insbesondere sollen Rückzugsmöglichkeiten geschaffen werden, die Hechten und Egli Schutz vor Fressfeinden bieten sowie Schattenbereiche und Laichplätze fördern. 


Die Projektgruppe startete mit einer gründlichen Hintergrundrecherche, um die ökologische und geografische Situation des Reussdelta-Gebiets zu erfassen. Innerhalb eines definierten Projektperimeters zwischen der Neptuninsel und dem Festland wurde der Ist-Zustand untersucht, basierend auf den spezifischen Lebensraumbedürfnissen von Hechten und Egli. Aus diesem Vergleich entwickelte die Gruppe Ideen für geeignete Aufwertungsmassnahmen und formulierte sie in einem detaillierten Massnahmenkatalog. Zur Veranschaulichung der Machbarkeit zeigte die Projektgruppe anhand eines praktisch umgesetzten Versuchsbeispiels im Wasser die Realisierbarkeit der vorgeschlagenen Massnahmen.

Der Mehrwert dieses Projekts liegt darin, dass die erarbeiteten Massnahmen und Erfahrungen als Grundlage für laufende Landschaftspflege, künftige Landschaftsplanungen und Schüttungen dienen können. Alle Massnahmen beschleunigen den Aufbau eines wertvollen Lebensraums für Fische wie Hecht und Egli. Insbesondere das realisierte Versuchsbeispiel einer Initialbepflanzung in Schwemmholzrahmen mit vorgelagertem Flechtzaun eignet sich kostengünstig zur Vervielfältigung. Ziel ist es, die seltenen Schilfbestände als Laichhabitat für den Hecht zu erweitern. 

Installiertes Versuchsbeispiel im Urner Reussdelta (Foto Projektteam)


Auftraggeber: Kanton Uri Amt für Umwelt, Abteilung Wasser und Fischerei  

Projektgruppe: Beat Kälin, Aldo Schmid, Andreas Steiner, Martsen Zgraggen 

Kontakt: hhofmann@sanu.ch  

Eberhard Unternehmungen: Nachhaltigkeit als Leitprinzip 


Eberhard Unternehmungen, bekannt für ihr Baustoffrecycling in Oberglatt, hat sich vorgenommen, die ökologischen Auswirkungen ihrer Aktivitäten konsequent zu reduzieren. In diesem Bestreben stehen weitere grosse PV-Anlagen auf dem Plan. Um neue Ideen zu generieren und Wege zu finden, die Umweltauswirkungen weiter zu minimieren, hat sich eine Projektgruppe mit dem Standort Oberglatt auseinandergesetzt und externe Perspektiven in das Unternehmen gebracht. 


Das Projekt verfolgte folgende Ziele: 

  • Identifikation von CO2-Senkungspotenzialen 
  • Kritische Prüfung der Nutzung von PV-Strom
  • Entwicklung realisierbarer Lösungen in einem Fokusthema 
  • Erstellung eines Massnahmenkatalogs 

Das Team führte separate Energieanalysen für die verschiedenen Standorte wie EbiMIK (Eberhard Materialien im Kreislauf), BAZO (Bodenannahmezentrum), DLZ (Dienstleistungszenter) und die LKW-Waschanlage durch. Dabei wurden Themen wie Energiemanagement, Mobilität, Gebäudeerwärmung und Speichertechnologie von den Teammitgliedern individuell beleuchtet und anschliessend gemeinsam diskutiert. Um sämtliche Potenziale auszuschöpfen, wurden auch Fachexperten hinzugezogen. 


Besonders hervorzuheben sind die Ergebnisse bei der Gebäudeerwärmung: Ein umsetzbares Projekt mit Heizungserneuerung, Eisspeicher und einer deutlichen Verbesserung der Warmwasserlösung für die LKW-Waschanlage würde erwartungsgemäss zu erheblichen Einsparungen führen. Dieses Vorhaben verspricht Ersparnisse von CHF 96'030.- und eine Reduktion von 214 Tonnen CO2 pro Jahr. 


Ein weiteres vielversprechendes Ergebnis liegt im Bereich der Speichertechnologie vor: Ein Konzept mit drei Speichern für Wasserstoff, Strom und Wärme sowie einer innovativen Nutzung von Brennstoffzellen und H2-Brennern könnte den CO2-Ausstoss um weitere 226 Tonnen pro Jahr senken. Diese Lösung zielt darauf ab, den gesamten Energiebedarf zu 100% aus dem Überschuss der PV-Anlagen zu decken – ein Ansatz, der vom AWEL (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kt. ZH) als unterstützungswürdig eingestuft wird. 


Der Mehrwert dieses Projekts für die Geschäftsleitung von Eberhard ist beträchtlich: Zwei konkrete Projekte und 14 Massnahmen liegen nun zur Diskussion und möglichen Umsetzung vor. Jede dieser Massnahmen bietet nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile, was den Weg für eine nachhaltigere Zukunft für Eberhard Unternehmungen ebnet. 


Auftraggeber: Eberhard Unternehmungen AG 

Projektteam: Sanja Jovanovic, Marcel Ernst Michael Brändle, Ipek Trendafilov 

Kontakt: hhofmann@sanu.ch   


Projekte der Lehrgangsteilnehmenden
sanu future learning ag, Heidi Hofmann 12. Januar 2024
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